Glückliche Faszien

Glückliche Faszien

Faszien 

sind ein in sich schwingendes Netzwerk aus elastischem Bindegewebe, das in mehreren Schichten innere Organe, Muskeln und Knochen umhüllt und verbindet, den Körper in Form hält, die Gewebe mit Wasser und Nahrung versorgt, die Kraft bei allen Bewegungen überträgt und über den Körpersinn die Bewegungskoordination und die Orientierung im Raum ermöglicht.

Die Bedeutung der Faszien und des darin eingebetteten Körpersinns wird erkennbar, wenn ich sie in ihrer Ganzheit als System oder als Organ betrachte, als Lebende Matrix, die alles mit allem verbindet, um eine dynamisch anpassungsfähige Ordnung aller Lebensabläufe herbeizuführen und mich zu befähigen, all das bewusst wahrzunehmen und mit zu gestalten.

Dieses Faszien-Organ wurde in der Anatomie über lange Zeit nicht gesehen. Das hängt damit zusammen, dass die Bedeutung des elastischen Bindegewebes vor allem im lebenden Organismus erkennbar wird, während anatomische Kenntnisse durch Sezieren von toten Körpern gewonnen wurden. Dabei werden die Faszien-Hüllen entfernt, um die darunter liegenden Organe frei zu legen.


Der Körpersinn

Neben den im Faszien-Gewebe eingebetteten Sinneszellen, die beständig Informationen senden an das zentrale Nervensystem, werden Botschaften über den Zustand des Organismus auch direkt ausgetauscht im Raum der Lebenden Matrix, in dem alle Körperzellen miteinander verbunden sind. Zumindest ein Teil dieser autonomen Kommunikationsabläufe erscheint auf der Bühne des Bewusstseins als Körperempfindungen und Gefühle.

Dabei geht es einerseits um die Koordination von Körperhaltung und Bewegungsabläufen, in Wechselwirkung mit der Schwerkraft und anderen Umwelteinflüssen, andererseits um Versorgungszustand und Funktionsfähigkeit der Organe und Bindegewebe-Strukturen.

Im Unterschied zu anderen Säugetieren kommt beim Menschen durch den aufrechten Gang die (bewusste) Orientierung an der Vertikalen, der Wirkungsrichtung der Schwerkraft, besondere Bedeutung zu. Damit die Hände und Finger frei werden für fein abgestimmte handwerkliche und künstlerische Tätigkeiten und der Kopf wie schwebend sich zu geistigen Höhen aufschwingen kann.

In traditionellen Wegen zur Selbsterkenntnis spielt die Vertiefung der inneren Wahrnehmungsfähigkeit eine bedeutende Rolle. So gilt im Übungssystem des Hatha Yoga dem Nachspüren einer Bewegung, dem Ein- und Ausatmen und einem bestimmten Rhythmus von Aktivität und Entspannung besondere Aufmerksamkeit.
Der Aufruhr der Gedanken und Gefühle kommt dadurch leichter zur Ruhe. Bewegungen werden besser koordiniert und kosten weniger Kraft. Ein Loslassen und die Öffnung nach innen werden erleichtert. Der ganze Mensch kann sich regenerieren und neu orientieren.

Siehe auch: Strukturelle Integration (Rolfing)


Bild: Duftbild Koriander