Duftende Helfer

Duftende Helfer

Traumbild: Es ist ein warmer sonniger Tag. Als kleines Kind spiele ich auf der blühenden Wiese vor dem Haus meiner Eltern. Ganz unvermittelt erscheint eine dunkle Wolke am Horizont. Sie wächst und breitet sich aus, wie schwarze Tinte, die über ein buntes Bild fließt und mit ihrem Dunkel Licht und Farben verschluckt, die den Raum zum Verschwinden bringt.

Im Nachspüren der Duft-Empfindung, im Schauen der inneren Bilder, betrat ich eine Landschaft der Seele, die seit meiner Kindheit wie hinter einem dichten Schleier verborgen schien. Die Pflanzendüfte öffneten mir das Tor zu dieser verlorenen Welt.

Die Welt des „inneren Kindes“ - seine Verletzungen und Enttäuschungen, aber auch seine immense Plastizität und Lernfähigkeit - spielt in der therapeutischen Arbeit eine bedeutende Rolle. Hier erschließt sich eine Quelle der Spontaneität, ein Ausgangspunkt für neue Lebensgestaltung.

Die Aquarelle, zu denen mich die Düfte inspiriert haben, erinnern mich an das Paradies meiner kindlichen Vorstellungswelt. Sie sind einfach und farbenfroh - unbelastet von den Komplikationen des Erwachsenen-Lebens. In farbigen Variationen wiederholen sich bestimmte Motive, oft aus der Pflanzenwelt, wie Kinder sie in ihren Zeichnungen verwenden - einfache Grundelemente, aus denen sich später die komplexen Gestalten der menschlichen Vorstellungswelt differenzieren.

Siehe auch: Wie die Duftbilder entstanden sind

Wie ein Kind, das nach den ersten Bilderbüchern die Welt der Märchenfiguren entdeckt, hat meine Phantasie einige dieser Duft-Bilder weiter entwickelt zu Gestalten aus einer Sphäre, die jenseits des Alltags-Erlebens liegt:
Wenn der Prinz im Märchen sich aufmacht, die Geliebte seiner Sehnsucht, die verzauberte Prinzessin, zu erlösen, kommen ihm Wesen zu Hilfe, die ihn beschützen und die er um Rat fragen kann. So sind auch mir auf dem Weg zu den Duft-Erinnerungen meiner Seele hilfreiche Gestalten begegnet, die – wie könnte es anders sein – selbst aus dem Reich der Düfte stammen.

     Die Weise Alte          Der Heiler und Visionär          Der Schutzengel               Die Innere Zeugin   

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Cistrose
                      Johanniskraut     Geranium                               Narde


Der Geruchssinn gewährt Zugang zu einem tief im Körper verwurzelten Wissen, das wir mit den anderen Sinnen nicht wahrnehmen, mit dem Verstand nicht begreifen und über die Sprache nur unzulänglich ausdrücken können. Bleibt, die Inneren Bilder über Symbole und Mythen Gestalt annehmen zu lassen.

Über solche Gestalten gibt es viele Geschichten. Sie wirken in jedem Menschen – welches Kleid sie auch tragen. Sie sind es, die Flügel verleihen und treten immer dann auf den Plan, wenn wir scheitern oder auf scheinbar unüberwindliche Hindernisse stoßen. Sie erinnern an das schöpferische Potential menschlichen Bewusstseins. Mit ihrer Hilfe gelingt es, die Grenzen des bisher Möglichen zu überschreiten, über uns selbst hinaus zu wachsen.

Sie übermitteln die Kraft eines Glaubens, unabhängig von Religion oder Weltanschauung, der immer auch etwas Kindliches hat und doch Menschen befähigt, den Mount Everest zu besteigen, mit einem Raumschiff auf dem Mond zu landen, die Relativitätstheorie zu ersinnen, die Charta der Menschenrechte zu unterzeichnen oder von einer schweren Krankheit zu genesen.