Empfindungen, Emotionen, Gefühle

Empfindungen, Emotionen, Gefühle

Woran merke ich, dass etwas nicht stimmt? Was veranlasst mich, nach Hilfe zu suchen?
Das sind körperliche Empfindungen: Verspannungen, Schmerzen, Kraftlosigkeit … und unangenehme Gefühle: Angstzustände, Lustlosigkeit oder Rastlosigkeit …

Aus der neurobiologischen Forschung wissen wir: All diese Wahrnehmungen stammen aus dem internen Bewertungssystem des Organismus und sind im Körper verwurzelt. Sie zeigen an, wie es um die innere Ordnung bestellt ist.

Über ein solches Bewertungssystem verfügen alle Lebewesen, als Grundlage dafür, sich im Austausch mit der Welt zu orientieren und dabei die Balance der Lebensabläufe und die eigene Unversehrtheit zu bewahren. Säugetiere können genauso wie wir Angst, Freude, Trauer und Schmerz empfinden, das gilt auch für Vögel und Fische. Einfache Vorstufen von Gefühlen reichen in der Evolution zurück bis zu den einzelligen Organismen.

Körpergefühle
als Empfindungen aus dem Körpersinn gehören zu einer Welt, die der eines Kleinkindes ähnlich ist, das sich noch nicht mit Hilfe der Sprache ausdrücken kann. Die Welt, wie ich sie als Erwachsene erlebe, hat noch nicht Gestalt angenommen. Zugleich haben alle Ereignisse, die mein Leben geprägt haben, Spuren hinterlassen in meinem Körper. Dieses Körpergedächtnis ist wie ein Schlüssel, der mir Zugang gewährt zu einer Ebene meines Daseins, die sich meiner gedanklichen Vorstellungswelt entzieht.

Emotionen
wie Freude, Wut oder Trauer, laufen - weitgehend automatisch - vor allem im Körper ab und sind vom Willen nicht direkt beeinflussbar. Erkennbar werden sie über den Gesichtsausdruck, die Körperhaltung sowie über Veränderungen in Organen und im inneren Milieu, zum Beispiel Herzklopfen oder die Ausschüttung von Stresshormonen.

Eine bestimmte Emotion wird ausgelöst als Reaktion auf ein gegenwärtiges Ereignis, eine Erinnerung oder eine Phantasie. Das ist, als würde immer der selbe Knopf gedrückt, ganz gleich, ob ich etwas gerade wirklich erlebe, mich daran erinnere, mir ausdenke oder im Fernsehen sehe.

Steuern kann ich das nur, indem ich die Situation verändere: den Raum verlasse, wenn die Luft im Besprechungszimmer zu dick wird, an etwas Anderes denke oder den Fernseher abdrehe. Eine weitere Möglichkeit ist, meine Aufmerksamkeit nach innen zu richten, auf den Atem, auf die Körperempfindungen und nur zu beobachten, ohne Bewertung oder Erklärung.

Gefühle
Dass ich dieses Geschehen überhaupt beobachten und beeinflussen kann, liegt daran, dass in meinem Bewusstsein eine zusammengesetzte Wahrnehmung dessen erscheint, was in meinem Körper und in meinem Geist abläuft, während ich Emotionen habe.
Das ist es, was wir Gefühle nennen.

Das Zusammenspiel von Gefühlen und Körperhaltung oder Mimik kann ich an mir selbst beobachten: In einer niedergeschlagenen Stimmung ist mein Rücken eher gebeugt, mein Körper in sich zusammengesackt, meine Mundwinkel sinken nach unten. Wenn ich verliebt bin, wird alles ganz leicht, so als würde ich schweben, und ein verzücktes Lächeln liegt auf meinem Gesicht.

Bis zu einem gewissen Grad kann ich dieses Zusammenspiel nutzen, indem ich bewusst meinen Gesichtsausdruck und meine Körperhaltung verändere oder mich durch Gedanken in eine andere Stimmung bringe. So wird Callcenter-Mitarbeitern in Schulungen vermittelt, sie mögen ein freundliches Lächeln aufsetzen, das dann über die Stimme auch auf den Kunden am anderen Ende der Leitung angenehm und einladend wirkt.

Mitgefühl
Die Fähigkeit, zu fühlen und mit anderen mitzufühlen, bildet eine Grundlage aller sozialen Beziehungen. Bei dieser Einstimmung auf andere kann ich auch in Schwierigkeiten geraten, wenn ich die Gefühle des anderen übernehme und dabei den Kontakt zu mir selbst verliere oder wenn ich nur von meiner eigenen Gefühlswahrnehmung ausgehe und sie dem anderen überstülpe.

Auch hier gilt es, die Balance zu halten. Und das gelingt am besten in dem Bewusstsein, dass ich zwar mit allen und allem verbunden bin, eine wesentliche Begegnung aber nur möglich ist, wenn ich meine eigenen Grenzen wahren und das auch dem anderen zutrauen kann.


Bild: Duftbild Geranium